Das Leben von Fritz Schwartz war ein sehr bewegtes Leben. Viele Menschen bezeichneten ihn als Lebenskünstler. Sein Leben und seine Kunst waren geprägt von Gottes Liebe. Sein Lebensmotto war „Nicht malen und nicht meißeln gibt mir Frieden. Nur die Liebe kann sich mein erbarmen, die mir vom Kreuze winkt mit offenen Armen.“, ein Zitat von Michelangelo.
Chronologischer Lebenslauf
28.08.1904 | Fritz Schwartz wird in Wattenscheid geboren. |
1910-1916 | Schulzeit, Fritz malt Kaiser Wilhelm an die Tafel |
1914-1918 | 1. Weltkrieg, Vater ist im Krieg |
1918? | Lehre als Stellmacher |
1924-1926 | Fritz geht mit Hans Iltz auf Wanderschaft |
ab1926 | Fritz als Fotograf |
1928 | Willi wandert nach Amerika aus |
1930-1931 | Hausbau in der Torfheide (Schiffshebewerk) – Hausbaustory |
03.06.1932 | Fritz Schwartz und Martha Minarzik heiraten. |
01.09.1934 | Sohn Egon wird geboren |
18.02.1938 | Sohn Ortwin wird geboren. |
??1937-1938 | Aufenthalt in Helgoland |
1938-1942 | Arbeit bei den chemischen Werken Hüls |
1940-1945 | 2. Weltkrieg, Kriegserlebnisse |
1942-1986 | Anfang der Ausstellungen und über weitere 100 Ausstellungen seiner Kunstgemälde [Künstler] |
07.04.1946 | Tochter Annette wird geboren |
1964 | Umzug nach Meinerzhagen in den Sinderhof |
1984 | Ausstellung in Bonn und darauf folgender Einladung des israelischen Botschafters nach Tel Aviv |
14.08.1988 | Fritz Schwartz verstirbt nach einer Krankheitszeit im Sinderhof/ Meinerzhagen |
Ausführlicher Lebenslauf
Fritz Schwartz wird in Wattenscheid geboren
Friedrich Schwartz, genannt Fritz, wurde am 28.08.1904 als Sohn des Bergmanns Wilhelm Kaminski und seiner Frau Berta Kaminski, geb. Schwartz geboren. Der Name der Familie wurde später umgeändert, die Familie übernahm den Namen der Mutter.
Die Eltern stammten aus Ostpreußen, in der Nähe von Johannisburg. Die Vorfahren der Mutter waren Hugenotten, die nach Salzburg und dann nach Ostpreußen vertrieben wurden.
Fritz war der zweitälteste Sohn, er hatte 4 Geschwister, Willi, Milly, Elfriede und Lydia.
Schulzeit, Fritz malt Kaiser Wilhelm an die Tafel
Fritz war ein begabter Schüler. Er war oft als erster mit seinen Mathematikaufgaben fertig und da er Langeweile hatte, malte er in dieser Zeit geometrische Figuren in sein Heft, was ihm dann keine gute Note einbrachte.
Zum Geburtstag des Kaisers musste Fritz das Bildnis des Kaiser Wilhelm an die Tafel malen- siehe „Mein Lebenslauf: Schon als Kind war mir der Bleistift…“
1. Weltkrieg, Vater ist im Krieg
Der Vater war im 1. Weltkrieg 1914 – 1918 als Soldat bei Verdun. Fritz erinnerte sich oft daran, wie seine Mutter mit seinen 4 Geschwistern um einen Stuhl herum kniete und betete. Sie beteten für den Vater, der im Krieg war. Das waren bedeutende Eindrücke für ihn, die seinen Glauben mitgeprägt haben.
Sie Familie wohnte in einem großen Gemeinschaftshaus des Luth. Gebetsvereins in Wattenscheid in der Wasserstraße. In diesem Haus wohnten 16 Familien mit 42 Kindern. 8 Kinder davon hießen Heinrich. In der Stadt gab es viele Truppenbewegungen, es war wohl vor oder während des 1. Weltkriegs, als mit den 8 Heinrichs die so genannte „Heinka-Armee“ gründete. Er war der Anführer und seine Armee kämpfte gegen die der Nachbarstrasse.
Zur Zeit des Krieges kamen viele Kinder aufs Land und auch Fritz kam mit ca. 12 Jahren nach Pommern zu einem Bauern, wo er hart arbeiten musste. Der Bauer schickte ihn aber nicht zur Schule
Lehre als Stellmacher
Nach dem Krieg erlernte Fritz ein Handwerk im Sauerland. Er wollte Schlosser erlernen. Als er sich bei seinem Meister vorstellte, erfuhr er, dass er nicht in einer Schlosserwerkstatt sondern in einer Stellmacherei seine Lehre anfing.
Fritz geht mit Hans Iltz auf Wanderschaft
Nach Beendigung der Lehre herrschte Arbeitslosigkeit. Er lernte seinen späteren Freund Hans Iltz kennen. Hans hatte seine Mönch-Laufbahn aufgegeben. Hans und Fritz machten sich zusammen auf die Wanderschaft, was damals für Handwerker üblich war. Sie arbeiteten im Bergwerk, um sich ein wenig Geld für die Zugfahrt zu verdienen. Mit DM 16,– fuhren sie nach Köln, versehen mit neuen kurzen Hosen, die die 12 jährige Schwester Elfriede genäht hatte, und begannen mit der Wanderschaft, längs des Rheins bis nach Passau. Es gab viele Erlebnisse, die Fritz oft zum Besten gab.
Sie übernachteten bei Bauern und in verschiedenen Unterkünften. Fritz skizzierte und „bezahlte“ manche Unterkunft mit seinen Skizzen, während Hans fleißig seine Vokabeln lernte. In Passau trennten sich die beiden und Hans ging weiter nach Rom, arbeitete dort als Tellerwäscher in einem Restaurant und arbeitete sich dann zum Empfangschef hoch. Er wurde Dolmetscher und hatte später das Gespräch zwischen Mussolini und Rommel während des Afrika Feldzugs zu dolmetschen. (1941) Fritz und Hans blieben immer gute Freunde.
Fritz arbeitete in vielen Betrieben und verdiente sich sein Geld als Handwerksbursche, legte Wert auf Sauberkeit und seinen Charakter und hinterließ bei den Menschen, denen er begegnete einen guten Eindruck. Immer wieder berichtete er, wie die Gebete seiner Eltern ihn begleiteten. Ihn der eigentlich auf der Flucht vor dem frommen Einfluss der Elternhauses war.
Fritz als Fotograf
Nach der Wanderschaft verdiente er Geld auf verschiedene Art und Weise. Da große Arbeitslosigkeit herrschte, war es damals nicht einfach. Er versuchte sich als Fotograf zusammen mit einem Verwandten und zog von Stadt zu Stadt, von Firma zu Firma und fotografierte die Mitarbeiter der Firmen. In Hotelzimmern entwickelten die beiden die Fotos, mit dem Kleiderschrank als Dunkelkammer. Einmal klappte es aber leider nicht so gut: Bei einem Fototermin mit einer großen Baufirma, dauerte es über eine Stunde, bis alle Arbeiter und Angestellten auf der Baustelle zusammengekommen waren. Der Firma war das Foto einiges wert und die Arbeit ruhte für diese Zeit. Die beiden machten 2 Fotos, merkten aber dann leider zu spät, dass sie die erste Negativplatte nicht gewechselt hatten, wodurch die Platte zweimal belichtet und der ganze Fototermin umsonst gewesen war. Die beiden Fotografen verließen Hals über Kopf die Stadt. Aber es gab auch andere Wege Geld zu verdienen. Sie stellten Messingtafeln mit eingravierten Namen her, als Türschilder gedacht. Die Schwestern übernahmen die Aufgabe, diese Messingtafeln blank zu polieren.
Fritz errichtete auch eine Hühnerfarm in Datteln.
Hochzeit und Hausbau
Am 3. Juni 1932 heiraten Fritz Schwartz und Martha Minarzik. Wie es dazu kam… Die Mutter von Fritz und die Mutter von Martha waren gute Freundinnen. Auf einer Hochzeitsfeier nahm Fritz extra einen Kuchenteller mit, um ihn später wieder im Hause Minarziks abzuliefern, damit er Martha sehen konnte. Martha arbeitete im Johanniter Krankenhaus in Bonn. Sie berichtete gerne von den schönsten Jugendjahren in Bonn. Als sie verlobt waren, besuchte Fritz seine Martha. Für die Übernachtung hatte er kein Geld. Die Oberschwester durfte nichts von einem Verlobten wissen. Also suchten sie nach einer billigen Unterkunft im Nachbarort in Dattendorf. Es war ein Sattler, der ein preiswertes Zimmer zu vermieten hatte. Aber leider war diesmal das Zimmer vergeben. Der Sattler hatte Erbarmen und bot Fritz das Sofa im Schaufenster an, mit der Bedingung, um 5 Uhr das Schaufenster zu verlassen, ehe die Bevölkerung des Dorfes wach wurde oder die Kunden kamen. Diese Geschichte wurde oft zum Besten gegeben.
Fritz wollte heiraten, er war arbeitslos und hatte keine Wohnung und kein Geld.
Hausbaustory
Dazu lässt sich folgende Story in Kurzfassung erzählen… Fritz suchte sich ein schönes Stück Pachtland in der Nähe des Schiffshebewerks aus. Eigentlich durfte er auf dem Stück Land kein Haus bauen, eine Baugenehmigung war unerreichbar. Nacht für Nacht arbeiteten Fritz und seine Freunde an dem Fundament und hinterließen die Baustelle so, dass am darauf folgenden Tag nur einige Erdhaufen zu sehen waren. In einer Novembernacht zogen Fritz und seine Freunde das Haus über Nacht hoch. Laut Gesetz durfte ein ohne Genehmigung gebautes Haus nicht mehr abgerissen werden, wenn das Dach schon drauf war. Am nächsten Tag kamen von überall Leute her, die dieses wie ein Pilz aus dem Boden geschossene Haus bestaunen wollten. Als Konsequenz für diesen Gesetzesverstoß musste Fritz ein geringes Bußgeld zahlen.
Fritz errichtete dort eine neue Hühnerfarm und bezahlte mit den frischen Eiern sein Haus. Mit einem Erdbeerfeld verfügte er über eine zusätzliche Einnahmequelle. Als erstes zogen er und seine Eltern in das neue Haus ein und nach der Hochzeit seine frischgebackene Ehefrau.
Ein anders mal bauten Fritz und einige Helfer das Haus in einer spektakulären Aktion um. Da es keinen Keller gab, die Familie aber einen brauchte, hatten sie die Idee, das Haus mittels Winden anzuheben und dann abzustützen und setzten diese Idee auch tatsächlich in die Tat um. Das Haus existiert heute noch und steht unter Denkmalschutz.
2. Weltkrieg
1933 kam Hitler an die Macht. Fritz stand dem Regime von Anfang an kritisch gegenüber und verweigerte den Hitlergruß. Ein Wunder, dass er deshalb und aufgrund einiger kritischen Äußerungen nie verhaftet wurde. Als der Krieg begann war die kleine Familie bereits auf 4 Mitglieder angewachsen. Egon und Ortwin mussten trotz Bombenangriffen die Schule besuchen. Als die Bomben fielen und verschiedene Häuser der Umgebung zerstört wurden, konnte die Familie nur noch Gott danken, dass die Einschläge zwar rund um das Haus zu finden waren, aber dasselbe keinen Schaden erlitt. Fritz wurde nicht zur Front einberufen, sondern schaffte durch eine wichtige Aufgabe bei den chemischen Werken Hüls, wo er Holzkarosserien für Autos anfertigte und Arbeit auf Helgoland, sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Um der Familie die Ernährung zu ermöglichen, was in der Kriegszeit nicht einfach war, arbeitete Martha bei einem Bauern für ein wenig Milch und Kartoffeln als Lohn. Außerdem musste der große Garten unterhalten werden, in dem Obst und Gemüse wuchs und die Enten, Hühner, eine Ziege und ein Schwein am Leben gehalten werden mussten.
Trotz Krieg brauchte keiner hungern und Gäste waren im „Hause Schwartz“ immer willkommen.
Als der Krieg zu Ende ging, zogen die Amerikaner als Besatzungsmacht in das Gebiet ein. Fritz hisste eine weiße Flagge und erklärte den Amerikanern, dass sein Bruder in Amerika lebte. Er porträtierte die amerikanischen Offiziere. Die ehemaligen russische Soldaten hatten verschiedene Bauernhäuser schon geplündert, wagten sich aber wegen der amerikanischen Präsenz nicht ins Schwartz-Haus. Die Amerikaner zogen als Besatzungsmacht in den Keller des Hauses und gaben auch von ihrem Essen ab. Immer wieder erlebte die Familie die bewahrende Macht Gottes. Nach dem Krieg wurde die Tochter Annette geboren.
Hauserweiterung & -nutzung
Nach dem Krieg fügte Fritz dem bereits vorhandenen Holzhaus einen Neubau hinzu, den er Stück für Stück hochzog indem er selbst gegossene Steine verwandte. Sobald Geld vorhanden war, kaufte er sich davon einen Zementsack und arbeitete mit seiner Familie am Haus weiter.
In dem Haus waren immer viele Leute zu Besuch, die oft spontan eintrafen. Manchmal übernachtete ein Evangelist bei den Schwartzens. Mal fanden Jugendstunden und Frauenstunden des ev. luth. Gebetsvereines statt. Nicht zu vergessen sind auch die Silvesterfeiern, die jedes Jahr stattfanden. Martha hatte viel Arbeit mit der Bewirtung der Gäste, was sie immer gerne tat. In diesem Haus kamen viele Menschen zum Glauben an den lebendigen Gott.
Eines Tages wurde das Haus dann schlussendlich verkauft und die Familie mit Ortwin und Annette, Egon hatte bereits eine eigene Familie, zogen in den Sinderhof nach Meinerzhagen.
Der Sinderhof
Der Sinderhof war ein altes Bauernhaus, das erst komplett umgebaut und renoviert werden musste, was ein Jahr dauerte. Es lag an einer Landstraße Richtung Valbert etwas außerhalb der Kernstadt von Meinerzhagen. Das malerische Sauerland bot gute Motive für die Skizzen von Fritz. Schnell entwickelten sich gute Kontakte am neuen Wohnort. Auch das Haus im Sinderhof beherbergte viele Gäste.
Wie schon in Datteln eröffnete Fritz auch am neuen Wohnort ein Geschäft wo er ein Atelier einrichtete und seine Kunstwerke zum Verkauf anbot. Immer wieder zog es ihn in seine alte Heimat, wo er nach wie vor bekannt war und viele Ausstellungen gab.
1982 feierten Fritz und Martha ihre Goldene Hochzeit.
Die Enkel besuchten immer gerne Opa und Oma.
Lebensende
Bis ins hohe Alter ruhte seine Kreativität nicht. Er malte bis kurz vor seinem Tod an seinen Bildern. „Ich hatte noch so viele Pläne, ich wollte noch so viel malen…“, sagte er auf seinem Sterbebett. Fritz hatte schlimme Schmerzen verspürt. Er kam ins Krankenhaus, wo man ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostizierte und feststellte, dass es schon zu spät war. Zum 80. Geburtstag seiner Frau (den 13. Juli 1988) überraschte er sie indem er sich vom Krankenhaus nach Hause verlegen ließ. Seine Begründung war: er wollte wieder gutmachen, dass er ihren Geburtstag im ersten Ehejahr vergessen hatte. Er durfte noch 4 Wochen leben, während er von seiner Schwester Elfriede gepflegt wurde. An seinem Sterbebett empfing er viele Menschen, die sich noch von ihm verabschiedeten und er wurde ihnen zum Segen. Auch wenn der äußere Mensch immer schwächer wurde, leuchtete sein Glaube umso stärker. Gott hat ihn durch diese Zeit hindurch getragen und ihn am 14.08.1988 zu sich genommen.
Auf seiner Todesanzeige erschien der von ihm gewünschte Vers, der ausdrückt mit welchem Ziel er sein Lebe gelebt hatte. „Ich habe den guten Kampf gekämpft, Ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort ist mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche mir der gerechte Richter, an jenem Tage geben wird, nicht mir aber allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ 2.Timotheus 4v7+8
Seine Frau Martha lebte nach dem Tod ihres Mannes weiter im Sinderhof. Dann wurde das Haus verkauft und sie zog zu ihrer Tochter nach Limburg, wo sie 9 Jahre lang wohnte. Weitere 5 Jahren lebte sie im Lebenszentrum Christlicher Senioren in Lützeln/Burbach wo am 28. August 2004 anlässlich des Hundertsten Geburtstages von Fritz Schwartz eine Gedenkfeier stattfand. Am 27. Oktober 2005 starb Martha Schwartz mit 97 Jahren.